Private gegen gesetzliche Krankenversicherung

Die Private Krankenversicherung ist eine der anspruchsvollsten Versicherungen. Nicht umsonst wird sie auch am häufigsten diskutiert, sowohl positiv als auch negativ. 

Wie die private Krankenversicherung genau funktioniert, wer sich überhaupt privat krankenversichern kann und welche Vor- und Nachteile eine private Krankenversicherung mit sich bringt, erfährst du in diesem Artikel.

Für alle Tipps und Tricks rund um die Krankenversicherung und mehr kannst du dich ab sofort im Newsletter eintragen!

Kein Internetversicherer für die Krankenversicherung!
Mustafa Nemat Ali: „Für die persönliche Krankenversicherung kann ein reiner Internetdienst keine passende Lösung liefern.

Funktionsweise der privaten Krankenversicherung

Bei der privaten Krankenversicherung erhalten Versicherte genau die Leistungen, die vertraglich vereinbart sind. Es gibt also keine Regelversorgung wie bei den gesetzlichen Krankenkassen und der Beitrag wird auch nicht wie in der gesetzlichen Krankenversicherung mit einem prozentualen Anteil von deinem Einkommen errechnet. Die Beiträge zur Versicherung sind aus diesem Grund von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Je nachdem, welchen Umfang die gewünschten Leistungen haben, fallen die Beiträge der privaten KV höher oder niedriger aus. Hinzu kommt, dass auch der Gesundheitszustand und das Alter des Versicherten Einfluss auf die Versicherungsprämie haben. Aus diesem Grund ist die private Krankenversicherung besonders bei Menschen beliebt, die über ein gutes Einkommen verfügen, jung und gesund sind und dies durch entsprechende Leistungen, wie etwa umfangreiche Vorsorgemaßnahmen, bleiben wollen.

Wer kann sich privat krankenversichern? 

Beamte

Als Beamter hast du die Wahl, ob du dich privat oder gesetzlich versichern willst. 

Dabei leistet der Dienstherr eine Beihilfe zu den Krankheitskosten von mindestens 50 Prozent. Eine sogenannte Restkostenversicherung wird somit von Beamten und Beihilfeberechtigten in der privaten Krankenversicherung abgeschlossen. Auf Dauer Verbeamtete mit guter gesundheitlicher Verfassung, sollten sich bestenfalls privat absichern, da die hohe Beihilfe und das gesicherte Einkommen in Zukunft die Kosten im Alter für die private Krankenversicherung abdecken. 

Angestellte

Als Angestellter muss dein Bruttoeinkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) liegen, damit du zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung und der privaten Krankenversicherung wählen kannst. 2021 liegt diese Grenze bei 64.350 Euro jährlich, das entspricht einem durchschnittlichen Monatsverdienst von rund 5.362 Euro. Zu den Berechnungsgrundlagen zählen auch regelmäßige Zahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, nicht jedoch Sonderzahlungen wie z.B. Gewinnausschüttungen. 

Selbstständige

Als Selbstständiger kannst du dich ebenfalls entscheiden, ob du privat oder freiwillig -gesetzlich versichert sein möchtest. Die private Krankenversicherung ist hierbei unabhängig vom Verdienst. 

Künstlerische oder Publizistische Freiberufler unterliegen unter Umständen der Versicherungspflicht in der Künstlersozialkasse (KSK).

Studenten

Mit Beginn des Studiums kannst du dich für die private oder gesetzliche Versicherung entscheiden. Nach Abschluss bist du allerdings für die Zeit des Studiums gebunden. Mit der ersten hauptberuflichen Tätigkeit kannst du zurück zu einer gesetzlichen Kasse wechseln. Eine private Krankenversicherung sollten vor allem Studenten, die Kinder von Beamten sind, abschließen, da sie bis zu 80 Prozent Beihilfe erhalten. 

Vorteile der privaten Krankenversicherung

Die Vorteile sind naheliegend. Neben einer schnelleren und medizinisch besseren Behandlung als in der gesetzlichen Krankenversicherung, kannst du außerdem Medikamente oder Therapien abrechnen, die von der GKV nicht übernommen werden.

Viele Leute sprechen davon, dass privat krankenversicherte schneller Termine bei Fachärzten erhalten. Zudem sei die Behandlung beim Arzt oder die Versorgung im Krankenhaus viel umfangreicher und gewissenhafter. Eine kurze und knappe Antwort: GENAU SO IST ES AUCH! Natürlich setzt dies voraus, dass es sich um eine gute private Krankenversicherung mit einem guten Tarif handelt. Habe ich es vorher nur in der Theorie gelernt, darf ich seit dem 01.01.2019 diese Privilegien genießen. Im April kugelte meine linke Schulter beim Sport aus. Ich erhielt innerhalb weniger Tage einen Termin zum MRT, wurde schnell vom Chefarzt behandelt und habe eine umfassende Erklärung zum Krankheitsbild und den damit verbundenen operativen Maßnahmen erhalten. Hierzu sollte ich jedoch erwähnen, dass ich Chefarztbehandlungen zusätzlich in meine PKV integriert habe. Dementsprechend hat dieser den Eingriff an meiner Schulter durchgeführt. Selbstverständlich war der Chefarzt ein ausgewiesener Facharzt für Schultern, denn auch diesen Service, der Chefarztbehandlung im jeweiligen Fachgebiet, beinhaltet mein Tarif. Somit wurde auch die Anästhesie vom jeweiligen Chefarzt durchgeführt.

Das Einzelzimmer, in dem ich für die Dauer meines stationären Aufenthalts untergebracht war, ähnelte einem Hotelzimmer mit eigener Bar, Speisen aus einer Speisekarte sowie einer umfänglichen Unterstützung durch die Schwestern im Krankenhaus. 2014 wurde ich an der gleichen Stelle schon einmal operiert. Damals war ich gesetzlich krankenversichert und hatte keine private Zusatzversicherung. Somit war ich mit langen Wartezeiten, voll beladenen Zimmern und starken Schmerzen nach der OP vertraut. Viele sagen, dass es keine Unterschiede geben darf und gibt. Ich habe es am eigenen Leib erfahren und würde die private Krankenversicherung nicht mehr missen wollen! 

Ein Aspekt, der die Unterschiede von Kassen- und Privatpatienten begünstigt, ist die Art der Abrechnung. 

Niedergelassene Ärzte rechnen die ambulante Behandlung von gesetzlich krankenversicherten Patienten mit der Kassenärztlichen Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes ab. Diese wiederum erhält von den ansässigen Krankenkassen pro Versicherten und dessen mitversicherten Familienangehörigen eine Pauschale, die die Behandlung einer Familie, ungeachtet von dessen Größe, decken soll. Die Abrechnung erfolgt über einen einheitlichen EBM-Katalog, bei dem die Höhe jeder einzelnen Leistung festgeschrieben ist. Andere Abrechnungen, wie zum Beispiel die von Krankenhäusern, Heil- und Hilfsmitteln, Fahrkosten, Zahnersatz oder ambulanten Behandlungen, deren Behandlungsstätte an eine Klinik gegliedert ist, erfolgt direkt mit der Krankenkasse. Maßgeblich dabei sind einheitliche Gebührenpositionen oder vertraglich geregelte Vergütungen. Gegebenenfalls muss der Versicherte eine Zuzahlung für bestimmte Leistungen zahlen. Sogenannte IGeL-Leistungen (=Individuelle Gesundheitsleitungen), die nicht durch den Gesetzgeber geregelt wurden, können individuell von den Krankenkassen in die Satzung aufgenommen werden. Grundsätzlich besteht für diese Leistungen jedoch nicht zwingend ein Anspruch.

Privatärztliche Leistungen werden auf Grundlage der GOÄ abgerechnet. Die Preisgestaltung kann dabei um das 2,3-fache gesteigert werden. Somit kann für die Behandlung eines privatversicherten Patienten eine andere Abrechnung zugrunde gelegt werden. Der Patient zahlt die Kosten ärztlicher Behandlungen oder der Heil- und Hilfsmittel zunächst selbst und lässt sich diese von seiner privaten Krankenversicherung unter Berücksichtigung des Selbstbehalts erstatten. Hohe Kosten, wie die von stationären Krankenhausaufenthalten, werden direkt mit der privaten Krankenversicherung abgerechnet. Welche Leitungen der Versicherte abgedeckt haben möchte, bestimmt dieser durch die Wahl seines Tarifs selbst. 

Sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen prüfen vor der Zahlung die Abrechnungen der Leistungserbringer. 

Ein letzter genannter Vorteil ist die unabhängige Bemessung des Beitrags vom Verdienst, wodurch die Private Krankenversicherung insbesondere bei jungen, gesunden und gutverdienenden Personen attraktiv scheint.

Nachteile der privaten Krankenversicherung

Wie bei den meisten Sachen ist es auch bei der privaten Krankenversicherung so, dass eine gute Absicherung Geld kostet, sollte jedem klar sein. Genau so kann man sich fragen: Dacia oder Mercedes? Leider ist eine günstigere Prämie bei vielen anfangs der Grund für einen Wechsel in die private Krankenversicherung – leider wird oft auch hiermit geworben: „Wechsel jetzt in die private Krankenversicherung für nur 150€ im Monat!“

Die meisten Kunden bereuen ihre private Krankenversicherung dann im Alter. Ich betreue viele Bestandskunden und sehe das Leiden der älteren Versicherten, die sich die Prämie im Alter häufig nicht mehr leisten können. Ohne die richtige Vorsorge ist Stress im Alter meistens vorprogrammiert. Welche Formen der Altersvorsorge es gibt und welche für dich in Frage kommt, erfährst du in diesem Video: „Probleme der Rentenversicherung“.

Im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung, bei der Kinder und zum Teil auch Ehegatten kostenfrei familienversichert werden können, zahlt man in der privaten Krankenversicherung einen Beitrag für die Kinder. Zusätzlich besteht während der Zeit des Mutterschutzes und des Erziehungsjahres nicht die Möglichkeit einer Beitragsfreiheit. 

Ein weiterer Nachteil ist zudem die Selbstbeteiligung, die jeder Tarif der privaten Krankenversicherung beinhaltet und vor Abschluss des Versicherungsverhältnisses festgelegt wird. Die Selbstbeteiligung regelt die Höhe der Kosten, die der Versicherte pro Jahr selbst trägt und nicht von seiner privaten Krankenversicherung erstattet bekommt. Erst wenn dieser Betrag überschritten wird, hat der Versicherte Anspruch auf die Zahlungen seiner Versicherung.

Nicht unerheblich ist darüber hinaus der Fakt, dass wenn ein Versicherungsverhältnis in der privaten Krankenversicherung besteht, ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung nicht immer ohne Weiteres erfolgen kann. In diesen Fällen liegen bestimmte Prüfkriterien vor.

Aufgrund der Komplexität wird hierzu ein separater Artikel folgen. 

Gefährliches Halbwissen zur privaten Krankenversicherung

Kommen wir nun zu den größten Problemen der Krankenversicherung.

Vermehrt äußern sich „Spezialisten“ zu diesem umfangreichen Thema. 

Dabei geht es zumeist um die Frage: „Gesetzliche Krankenversicherung oder private Krankenversicherung, was ist besser?“

Eine klare Pauschalisierung ist jedoch nicht möglich, da immer der Einzelfall geprüft werden sollte. 

Der Wechsel in die private Krankenversicherung wird vielfach aus den falschen Beweggründen getätigt. Das Motiv „ich spare Geld“, wird dabei nicht langfristig genug durchdacht und kann in der Zukunft dann eine teure Angelegenheit werden. 

Seiten wie Check24 werben mit Aussagen wie diesen: „SPARE JETZT BIS ZU 200€ IM MONAT FÜR DEINE PKV!“

Nicht selten wird die Unwissenheit der Menschen im Bereich der Versicherungen ausgenutzt, um als „hoch spezialisierten Berater“ Abschlüsse zu erzielen.

Eine ungenügende oder fehlerhafte Beratung sind dann Gründe für das Entstehen von Beitrags- oder Leistungsproblemen im Alter. 

Unsere Gesundheit ist wichtiger als jeder materielle Luxus und sollte dementsprechend auch oberste Priorität im Leben haben.

Deshalb solltest du nur aus folgendem Grund in der PKV versichert sein:

Auf welche Punkte es beim Abschluss der Privaten Krankenversicherung ankommt, siehst du in meinem Video „GKV vs. PKV | Vergleich der Privaten und Gesetzlichen Krankenversicherung“

http://www.youtube.com/watch?v=mO_RhM13rzo&t=12s