Gier frisst Hirn
Finanzwissen aus dem FF – Frenz Finance
Gier frisst Hirn
Es gibt viele psychologische Phänomene die man sehr gut von der Börse ableiten kann. Beispielsweise die Verlustaversion: diese besagt, dass man Verluste stärker wahrnimmt als Gewinne in gleicher Höhe. Mir sind viele dieser Phänomene bekannt, trotz dessen habe ich mich vor kurzem dabei ertappt, wie ich in die bekannteste aller psychologischen Fallen bzw. Börsenweisheiten getappt bin: die Gier frisst Hirn.
Ein kleiner Erfahrungsbericht
Vor ungefähr 7 Monaten leuchtete meine Finanzen.net App auf meinem IPhone Display auf. Die Meldung lautete ungefähr: Nach Cannabis folgen Magic Mushrooms.
Als kurze Erklärung: 2016 begannen die Cannabis Unternehmen eine unglaubliche Rally an den Finanzmärkten. Innerhalb von 3 Jahren sind diese Aktien über 10.000% gestiegen und hatten viele Menschen reich gemacht. Dazu muss man natürlich sagen, dass auch diese Blase geplatzt ist und einige Menschen in den Ruin geführt haben.
Doch ich würde mal behaupte, dass es der große Traum eines jeden Investors ist, dass man von Anfang an bei einer Blasenbildung dabei ist und man zum höchstmöglichen Preis verkauft. Diese Chance habe ich nach dieser kurzen Meldung gewittert. Denn mir war klar, dass nicht nur ich diese Meldung erhalten habe, sondern viele andere Kleinanleger und wenn diese halbwegs so dachten wie ich, würden auch viele dieser einsteigen. Die Kombination aus Penny Stock und Herdentrieb kann Wunder bewirken. Somit investierte ich eine kleine dreistellige Summe, als “kleiner Zock” dachte ich mir.
Alles nach Plan
Und siehe da, wie ich es mir gedacht hatte, die Aktie stieg und stieg. Nach anderthalb Monaten standen bei mir Plus 300% im Depot. Jap, das ging schnell nach oben. Genau so sah der Aktienkurs auch aus, eine steile Kerze nach oben. Ein typisches Anzeichen einer Blase, es war klar, dass die Aktie nicht mehr großartig steigen konnte. Hätte man darüber rational nachgedacht, wäre der Zeitpunkt gekommen um diese Aktie zu verkaufen und die Gewinne zu sichern. Die Gier meldete sich bei mir: sie sagte so etwas wie “300 % schön und gut aber hören sich 1000% nicht viel besser an?” und es ging weiter “ selbst bei 1000% reißt du mit deinem 3stelligen Betrag keine Bäume aus ” und am Ende gewann sie mit
“wenn du jetzt noch mal reininvestierst und dann so ein Hype wie bei den Cannabisaktien kommt, bist du ein reicher Mann”. Und schwups, Geld auf das Depotkonto überwiesen und die Order fertig gemacht. Innerlich hat sich die Gier schon ausgemalt, was man mit dem ganzen Gewinn anstellen kann.
Aus Emotionen entstehen Fehler
Am nächsten Tag schaute ich mir dann natürlich die Kurse der Aktie an und es ging direkt mal 10% nach unten. Gut redete ich mir ein, Schwankungen gehören dazu und außerdem ist es gar nicht so schlecht, dass die Aktie eine kleine Verschnaufpause einlegt. Dann kann Sie mit neuer Kraft wieder steigen… In den nächsten Tagen sah ich bei meinem täglichen Aktienchecks nur noch rote Zahlen, die 300% Gewinn sind zu 20% Verlust geworden.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich dezent geärgert. Nicht über das Geld. Sondern über die Selbstüberschätzung, die Gier die an mir genagt hat und der wichtigste Fakt: ich wusste es eigentlich besser. Doch ich bin ein Mensch der die Fehler einmal selber gemacht haben muss, damit sie mir nicht noch einmal passieren oder wie man es in Börsensprache sagt: da habe ich Lehrgeld zahlen müssen.
Fazit: Aktieninvestments müssen rational aus dem Kopf hinaus und nicht aus Gier, Emotionen oder aus dem Bauch heraus getätigt werden.
P.S. Die Aktie wurde mittlerweile vom Handel ausgesetzt, da die Börsenaufsicht einige Geschäfte der Firma genauer unter die Lupe nimmt.